Franziskanerinnen

Wege der Vergangenheit – Wege in die Zukunft

„VERÄNDERUNG“ – Veränderung bedeutet: neue, unbekannte Schritte wagen – bedeutet aber auch Liebgewordenes, Vertrautes loslassen, hinter sich lassen – bedeutet Lebensweisen, -geschichten mitgestalten dürfen.

Jede/jeder von uns kommt auf seinem Lebensweg an Veränderungen nicht vorbei. So erlebten und erleben auch wir als Schwesterngemeinschaft und ebenso jede einzelne Schwester immer wieder Veränderungen.

Am 5. September 1850 gelobte als erste Vöcklabrucker Schwester Franziska Wimmer ein Leben nach der Regel des heiligen Franziskus. Dies war der Beginn unserer Gemeinschaft/Kongregation mit der jetzigen Bezeichnung „Vöcklabrucker Franziskanerinnen“.

Ein Blick in die Vergangenheit

Hier in der Stadt Brandenburg wirken seit 1925 Franziskanerinnen von Vöcklabruck. Nach Ersuchen des Direktors des Berliner Caritasverbandes um Schwestern für das Marienkrankenhaus/ Brandenburg wurden aus dem Mutterhaus im österreichischen Vöcklabruck drei Schwestern und zwei Kandidaten nach Brandenburg/Havel entsandt. Zwei Jahre lang trugen sie neben der Betreuung der Patienten und Pflegenden den Um- und Neubau des Krankenhauses mit; weitere Schwestern und Kandidatinnen kamen für den Einsatz in Krankenhaus und ambulanter Krankenpflege hinzu. 1929 übernahmen die Franziskanerinnen den Pfarrkindergarten und -hort von den Dominikanerinnen. Das sog. Dominikusstift wurde 1945 durch Brandbomben völlig zerstört. Die Schwestern flohen in das unversehrt gebliebene St. Marienkrankenhaus; welches Zufluchtsstätte vieler Menschen in dieser Not wurde.

Im Oktober 1959 wurde in der Pfarrkirche durch den damaligen Weihbischof Dr. Alfred Bengsch die Einkleidung der ersten zwei Postulantinnen für den Konvent der Franziskanerinnen vollzogen; weitere Einkleidungen erfolgten in den nächsten Jahren.

1994, am 4. Oktober, dem Gedenktag des Hl. Franziskus, wurde unser Provinzhaus St. Franziskus eingeweiht und bald darauf von uns Schwestern bezogen.

Ein Blick in die Zukunft

Jahrzehnte hindurch waren und sind wir Franziskanerinnen Gott vertrauend und zuversichtlich in sozialen, gesundheitlichen, pastoralen und pädagogischen Bereichen tätig; wollen durch unser Sein, unsere Berufung und unseren Sendungsauftrag lebendig werden lassen – wohl auch wissend um unsere Begrenztheit: Gebt ihr ihnen zu essen, sagt Jesus. Im Evangelium von der „Brotvermehrung“ (Mk 6,34-44) wurzelt unser Gründungsauftrag.

Vertrauen und Demut/Dien-mut sind wichtige Voraussetzungen für ein gelingendes Miteinander. Im Füreinander lernt einer vom anderen und wie es in einem Lied heißt „jeder kann mit Gottes Gaben das tun, was kein anderer schafft“. Fehlt jemand, bleibt das nicht ohne Folgen.

„Folgen“ in diesem Sinne spüren auch wir in unserem Schwesternkonvent.  Mittelbar oder unmittelbar erleben Sie als Pfarrgemeinde die Veränderungen ebenso mit. Gedanken und Fragen werden an uns herangetragen. Innerhalb eines Jahres haben wir drei Mitschwestern verabschiedet: im Juni 2017 Sr. Hildegard; Sr. Hedwig im Februar 2018; vor wenigen Wochen, im Juli Sr. Klara. Alle drei Schwestern haben durch ihr Leben und Wirken unser Gemeinschafts- und Ordensleben mitgestaltet und mitgetragen – in Freud und Leid das JA gelebt in ihrer Berufung und ihrem Beruf.  Sie haben Spuren hinterlassen durch Begegnungen, Gespräche und durch ihr soziales Engagement. Wir danken ihnen für dieses Zeugnis Geben. Abschied nehmen heißt das Bisherige verlassen und sich Zukünftigem hinwenden. Sr. Hildegard, Sr. Hedwig und Sr. Klara haben sich jeweils entschieden, ihren Ruhestand und Lebensabend im Mutterhaus/Vöcklabruck verbringen zu wollen. Sie wagen ihre persönliche Veränderung in Dankbarkeit und Zuversicht mit „einem weinenden und lachenden Herzen“ und sie werden mit uns immer in Verbindung bleiben.

Sr. Barbara siedelte inzwischen in das betreute Wohnen des CSZ St. Benedikt über. Sr. Theresia und ich werden weiterhin in Brandenburg bleiben und am Gemeindeleben teilnehmen, jedoch werden auch wir aus dem St. Franziskushaus ausziehen und uns nach entsprechenden Wohnmöglichkeiten umschauen. So gilt für uns drei Schwestern hier in Brandenburg ebenfalls Abschied und Neubeginn.

Und was wird aus unserem St. Franziskushaus? Erste Ideen sind angedacht, erste kleine Schritte gewagt; „so Gott will“. Noch sind öffentliche Gedanken zu früh, aber es ist nicht zu früh, ein Gebetsanliegen auszusprechen, um dieses Haus einem segensreichen Zweck zuzuführen.

Der Glaube als tragende Kraft, das Vertrauen auf Gott und seine liebende Zusage zeigen uns Wege, die nie vergeblich sind. Auch wenn die Reise gegen den Strom oder zunächst ins Ungewisse führt.

Schw. M. Veronika Neugebauer, Vöcklabrucker Franziskanerin
(Text aus „Katholisch in Brandenburg“ Nr. 13/Februar 2018)

Foto: B. Käding